Aufgabenstellung
Der Stadtraum um das Wettbewerbsgebiet im Zentrum Berlins dokumentiert wie kaum ein anderer die Entwicklung der Stadt über mehr als zwei Jahrhunderte bis heute. Mit seiner Vielzahl an historischen Spuren, wichtigen politischen Institutionen, stadtkulturellen Orten und touristischen Attraktionen prägt er das Bild Berlins auf besondere Weise.
Die wenigen bis heute verbliebenen Kriegsbrachen und die heterogene Bebauung aus unterschiedlichen Epochen zwischen dem 19. Jahrhundert und dem 21. zeugen von den weltverändernden Umwälzungen, die hier stattgefunden haben und die den Charakter Berlins bis heute bestimmen.
Reste der dichten Vorkriegsbebauung neben Freiflächen, die nach der überwundenen Teilung der Stadt wieder gefüllt wurden oder genau diese Teilung, den Mauerbau, aber auch die Zeit der NS-Diktatur dokumentieren, stehen alten und neuen Ministerien, Büro- und Wohngebäuden gegenüber, verknüpft mit historischen Straßen- und Platzräumen, die einem stetigen Bedeutungs- und Funktionswandel unterzogen sind.
In diesem Stadtraum erfordern alle Baumaßnahmen, auch die in diesem Verfahren beschriebenen, einen besonders sensiblen Umgang mit den benachbarten und den im weiteren Umfeld vorhandenen Institutionen, Stadtbausteinen und Freiräumen. Es gilt die Erlebbarkeit dieser Entstehungsgeschichte zu erhalten und unabhängig von der Nutzung einen baukulturellen Beitrag im Hinblick auf eine Weiterentwicklung der Stadt zu leisten.
Die Aufgabe des hier beschriebenen Verfahrens war es, vor diesem Hintergrund städtebauliche Lösungsmöglichkeiten aufzuzeigen, welche die Verortung eines Ministerialbaus mit den genannten stadt- und freiräumlichen Aspekten verbindet.
Ziel der Aufgabenstellung
Aufgabe im hier beschriebenen Verfahren ist die Findung einer planerischen Grundlage für einen Bebauungsplan. Dieser soll in einem hochbaulichen Folgeverfahren die Umsetzung einer baulichen Figur für einen zeitgemäßen, nachhaltigen Ministerialstandort des BMZ ermöglichen.
Die beschriebenen städtebaulichen Aspekte der Umgebung sollen dabei berücksichtigt werden und gleichzeitig eine funktionale Verknüpfung der neu zu schaffenden Flächen mit den zu sanierenden Bestandsflächen im Gebäude des Europahauses entwickelt werden.
Im Ergebnis soll ein identitätsstiftendes Ensemble entstehen, das den hohen Sicherheitsanforderungen entsprechend, umgeben von hochwertig gestalteten Freiräumen unterschiedlicher Öffentlichkeitsgrade, als „EZ-Campus“ zum Zentrum der Entwicklungszusammenarbeit des Bundes in Berlin weiterentwickelt werden kann.
Ziel ist eine nachhaltige Ausrichtung des späteren Bauvorhabens, für das eine BNB-Zertifizierung – Gold Standard angestrebt wird und das als klimaneutrales Ministerialgebäude ein Leuchtturmprojekt für vergleichbare Bauaufgaben des Bundes werden soll.
Karte von Berlin mit Kennzeichnung des Wettbewerbsgebietes | Quelle: Geoportal Berlin Karte von Berlin (1:5.000) / Bearbeitung
Aufgabenstellung im Wettbewerb
Allgemein
Bearbeitungsschwerpunkte im Verfahren waren:
- die Einpassung der Funktionen und des Raumprogramms auf dem
Wettbewerbsgebiet in den umgebenden Stadtraum, - Schaffung von Mehrwert für die öffentlichen Räume durch die Funktionsverortung, insbesondere der Erdgeschosszone,
- die Bezugnahme auf die Umgebungsbebauung und die funktionale Bezugnahme auf das Europahaus (und das Deutschlandhaus),
- die Ermöglichung der inhaltlichen Umsetzung des Campus-Gedankens auf dem Wettbewerbsgebiet sowie
- die Berücksichtigung der angestrebten Klimaneutralität und Nachhaltigkeit (BNB-Zertifizierung).
Realisierungsteil des Wettbewerbs
Im Realisierungsteil des Verfahrens soll der Schwerpunkt auf der funktionalen Einbindung des angestrebten Neubauvolumens (unter Umsetzung der Flächenanforderungen) sowie der angemessenen Verortung der angestrebten Baumasse auf dem Wettbewerbsgebiet liegen.
Zudem sind die umgebenden Freiflächen im Bereich Neubau in Verbindung mit dem Bereich Europahaus zu gliedern und im Hinblick auf funktionale Schwerpunkte und Gestaltungsvorschläge auszuweisen.
Vertiefend sind die Erdgeschossnutzungen in beiden Teilen des Wettbewerbsgebiets im Realisierungsteil mit Darstellung der umgebenden öffentlichen Freiflächen, aber auch der Funktions- und Erschließungsflächen des Europahauses, des Deutschlandhauses und des Neubaus darzustellen.
Ideenteil des Wettbewerbs
Im Ideenteil des Wettbewerbs sollen einerseits die Darstellung der stadträumlichen und freiräumlichen Möglichkeiten zur Einbindung des gesamten Wettbewerbsgebiets in den Betrachtungsrahmen bearbeitet werden und andererseits Planungs-, Nutzungs- und Gestaltungsvorschläge für den Bereich Ideenteil des Wettbewerbsgebiets unterbreitet werden.
Im ausgewiesenen Betrachtungsrahmen, der nicht parzellenscharf zu betrachten ist, sollen die Entwicklungspotenziale des öffentlichen Raums und der umliegenden Institutionen untersucht werden. Hierbei ist ein möglicher weiterer Zugang zur Topographie des Terrors von der Anhalter Straße mit in die Überlegungen einzubeziehen.
Die Vernetzung der Freiräume sowie die Adressbildung und die Erschließung der zu planenden Nutzungen mit stadträumlichen Bezügen und Verknüpfungen sollen dargestellt werden. Eine Perspektive für den ausgewiesenen Betrachtungsrahmen und die darin enthaltenen Institutionen und öffentlichen Räume sowie deren stadträumliche Beziehung zueinander soll entwickelt, die Einordnung und Neubewertung des Wettbewerbsgebiets mit Freiflächen und Bebauung in den sich verändernden Stadtraum ermöglicht werden.